Dienstag, 12. Januar 2010

Bei Euch ist es doch soo einsam...

sagen meine Freunde,wenn die wüßten.

kurz nach Mitternacht - sitze nichts böses ahnend beim Fernsehen - auf einmal krakeelt es in unserem ach so stillen Walde...

Schauspiel in drei Akten

Beteiligte:
Michi, der unaufhörlich tobt, weil ihm jemand auf den Schlips getreten ist

sein Freund Paul, der versucht, die Situation zu entschärfen und Michi lieber zu einer Party schleppen will, anstatt in eine Prügelei zu geraten

zwei nicht weiter wichtige, weibliche Begleitpersonen,die gern schnell zu der Party möchten, aber nicht allein durch den Wald wollen

Die Personen, auf die Michi so sauer ist, sind nicht anwesend,es handelt sich wohl um ein Ereignis, das vor ein paar Kilometern östlich von uns passiert ist.



"Michi, Michi, hör doch mal, Du machst das jez´nich,wir wolln doch feierngehn"

Michi hört nicht, ist ob seines Alkoholpegels schon jenseits von Gut und Böse.
Keift lauthals, er will losgelassen werden. Im Hintergrund eine Mädchenstimme, die mit leicht verschliffenen Worten (auch Alkohol) plärrt:

"Ey,nimm den mal vonne Strasse, da kmmt´n´Audo"

Michi hört nicht, tobt weiter - er will diese Bande,die ihn offensichtlich empfindlich beleidigt hat allesamt vergiften, oder noch besser,
verwursten (was immer er auch damit meinen könnte)

Paul, der immer noch versucht, Michi zu beruhigen,bekommt diesen aber nicht wirklich in den Griff - Michi liegt inzwischen weiter laut Verwünschungen gegen wen auch immer ausstoßend, mitten auf der Strasse.

Michi wird jetzt weinerlich, seine "gaaanse Wamilie is´beleidich worn" (Crescendo)

Inzwischen stehen Männe und ich draussen in unserem Hof und hören uns das Schauspiel jetzt aus der ersten Reihe an. Wir können nicht anders, es ist einfach zu Komisch :

Der weinerliche,aufgebrachte Michi, sein bester Freund Paul, der immer wieder versucht den laut schreienden von der Fahrbahn zu ziehen und in die erwünschte Richtung zu bewegen.
Michi kämpft trotz Volltrunkenheit oder gerade deswegen wirklich tapfer gegenan,
die beiden Mädels, die schon in einiger Entfernung vorgegangen waren und zurückkommen.
Natürlich, wie es so mit Mädels ist, ihren Senf lauhals dazugebend.

Das Ganze ging über eine halbe Stunde vor unserem Hause (mitten im Wald) hin und her, sprich immer so 10-20 Meter auf der Strasse mal in die eine, dann in die andere Richtung.

Ich konnte mich vor Lachen nicht halten und prustete in meinen Pullover, ich wollte ja nicht entdeckt werden.

Jaa, und da meinen unsere lieben Freunde, es sei doch bestimmt totlangweilig, hier bei uns im Wald.
Ist es aber nicht,
wir haben öfters mal so ein Schauspiel vor der Tür - warum eigentlich immer bei uns,frag ich mich.
Weit und breit keine Häuser, nur Wald Kilometerweit in jede Richtung aber bei uns vor der Tür werden existentielle Lebensprobleme diskutiert.
(in einer Lautstärke, die ich selbst auf dem Motörheadkonzert ´86 nicht erlebt habe)

Schlußendlich ließ Michi sich denn auch davon überzeugen, das man sich im Vollsuff besser nicht bei seinen Mitmenschen unbeliebt macht.
Auch dann nicht, wenn sie es verdient hätten, das man ihnen wer weiß was antun möchte.
Paul war da sehr überzeugend, erstaunlich vernünftig für einen Jugendlichen...

Die Lage entspannt sich und die Gruppe zieht mit dem immer noch greinenden Michi langsam ab, Richtung Westen, zur nächsten Ortschaft.
Man will ja noch feiern gehen.
Der Tag ist ja noch jung...

Männe und ich fanden den ganzen Vorfall erfrischend komisch, auch unsere Nachbarin und Freundin gesellte sich eine Weile zu uns und wir lauschten zu Dritt gespannt.

Nur was wir uns jetzt noch fragen: wo in aller Welt wollen DIE denn noch feiern???
Der Nachbarort, in dessen Richtung die Gruppe abgewandert ist, ist noch gut 5 KM entfernt und besteht nur aus drei Häusern.

DA IST NICHTS - WIRKLICH NICHTS ! Ehrlich!

Na, wenn sie´s denn gemerkt haben, ist Michi vielleicht durch den Sparziergang im nächtlichen Schnee wieder etwas nüchterner und sieht die Welt vielleicht auch wieder etwas freundlicher...

Ja, so ist das, wenn man im Wald wohnt.
So ein Possenspiel hatte ich in der Stadt nicht,
da war´s totlangweilig...

2 Kommentare:

  1. Guten morgen,
    eine zu lustige Geschichte, ich hab so lachen müßen. Wir wohnen auch sehr einsam im Wald und immer kommt die selbe Frage: habt ihr keine Angst? Nein, haben wir nicht, ist hier so einsam, kennt keiner, der Weg hierher ist durch den Wald und jetzt bei dem Schnee will da überhaupt keiner hin!
    Solch Lustigkeiten erleben wir natürlich nicht.

    Grüßle und einen schönen Tag wünscht Dörte

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  2. Moin,Dörte,
    bei uns muß man eigentlich auch keine Angst haben, mein Auto habe ich schon jahrelang nicht mehr abgeschlossen...
    Das war mal wieder so ein kleines Highlight,kommt halt manchmal vor.Aber ist immer harmlos :)

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