Höhlenfahrerei

Männe und ich sind begeisterte Höhlenfahrer,
ja wir haben sogar in einer Höhle geheiratet...


Jährlich im Sommer,
denn von Sept.-Apr.ist Winterruhe der Fledermäuse,
treiben wir uns im deutschen Mittelgebirge unter Tage
herum. Suchen neue Höhlen,erkunden und vermessen sie.

Kleine Einführung in die Harzer Geologie
Der Südharz ist eine landschaftsökologische und naturräumliche Einheit von geologisch bedingter Eigenheit.
Bestimmendes Element sind z..T. großflächige Ausstriche stark verkarsteten weißen Gipsgesteines (nackter Karst), das in Mächtigkeit und Ausprägung sonst in Deutschland nicht vorkommt.
Entlang des westlichen und südlichen Harzrandes verläuft ein Streifen zusammenhängender Gesteine der geologischen Zeiteinheit des Zechsteins, ca. 250 Mill. Jahre alt.
Es sind Ablagerungen eines Kalkriffs,damals waren weite Teile Mitteleruropas von einen Meer bedeckt.

Der bis zu 200 Meter mächtige untere Gips, der Hauptdolomit (bis 70 m) und die jüngeren Gipse (20-70m) bestimmen den Aufbau der heutigen Landschaft.
Da die Lebenszeit von Karstformen in Gipsgestein recht kurz ist, entstammen alle heute sichtbaren Gipshöhlen, Erdfälle und Quellen aus dem letzten 12.000 Jahren.

Was ist Karst? 

Karst ist das vorhandensein einer unterirdischen Entwässerung. Das Niederschlagswasser läuft hier nicht oberirdisch ab, die Flußbetten liegen die meiste Zeit des Jahres trocken.
Ursache ist das Vermögen des Gesteins, sich im Wasser ,und den aus dem Waldboden enthaltenen Säuren im Wasser, aufzulösen: Kalkstein, Dolomit, Gip und Steinsalz.
Besonders in den Karstgebieten des Südharz löst sich der Gips um das 100-fache schmeller auf als in anderen Gebieten.2 Gramm Gips können sich hier in 1 Litr. Wasser auflösen.
Hohe und ausreichende Regenfälle (ca. 800mm/Jahr) begünstigen eine rasche Verkarstung.




Iberger Tropfsteinhöhle bei Bad Grund/Harz

Die Erforschung der Iberger Hohlräume geht bis auf das Jahr 1583 zurück
Die in der Iberger Tropfsteinhöhle entstehenden Tropfsteine halten den Wachstumsrekord des Harzes mit ca. 1 cm in 100 Jahren. Sie ist heute ganzjährig geöffnet und wird von der Gemeinde Bad Grund unterhakten.
Seit 2009 befindet sich an der Iberger  Tropfsteinhöhle ein Höhlenzentrum.

Die Internetseite der Iberger Tropfsteinhöhle mit tollen Bildern findet ihr hier.

Unterhalb der Höhle befindet sich der Hübichenstein mit der "Hübichsteiner Kohlenrutsche".
Hier soll nach alten Sagen der Zwergenkönig Hübich mit seinem Gefolge leben.Immer einmal wieder verirren sich Menschen in das Reich des Zwergenkönigs und machen dort mehr oder weniger gute Erfahrungen.
Der Sage nach, befindet sich unter dem Hübichenstein ein See, und auch die Schätze des König Hübich sollen hier zu finden sein.

Das fanden wir sehr interessant (das mit dem See), deshalb haben wir von 1997 an die Kohlenrutsche immer mal wieder befahren und vermessen, sowie neue Gänge und Schlufe gesucht.


Die Kohlenrutsche führt in einem 30°Gefälle unter den Hübichenstein. Sie ist eine Auswaschung des Kalkgesteins, hevorgerufen von dem am Hübichenstein ablaufenden Regenwasser.

Tiefe/Länge: 23 Meter in 30° steil spiralförmig abfallend in den Hübichenstein


Breite und Höhe des Höhlenraums: sie ist an der breitesten Stelle 8 Meter breit und im Mittel 80 cm Hoch vom Boden bis zur Decke.

Durch das ablaufende Regenwasser und den darin gelösten Kalk hat sich auf dem Boden der Kohlenrutsche eine mehrere Zentmeter dicke Sinterschicht (Kalk) gebildet, die an manchen Stellen feucht und rutschig ist.
Auf dem ersten Meter hinter dem Einstieg befindet sich ein massiver Deckenüberhang,der die Deckenhöhe auf 45 cm reduziert.
Mit den Füßen voran auf dem Bauch rutschend  und mit einem Seil gesichert, ist diese Passage gut zu bewältigen.
Nach weiteren 2 Metern verbreitert sich die Kohlenrutsche auf mehrere Meter, jedoch ist diese breite Fläche nur auf einer schmalen Rinne befahrbar.
Beim 1. Absatz windet sich die Rinne im Uhrzeigersinn,weiter unten befindet sich eine Verengung der Rinne, der zu durchquerende "Schluf" hat einen Durchmesser von 50 cm.

Ab dem zweiten Absatz ist der Abstieg relativ einfach:
Das Abseilen in den senkrecht weiterführenden. 70 cm breiten Schacht bis zur Wasserrutsche kann durch "einkeilen" bewältigt werden.
Allerdings ist das am Eingang oben befestigte, mitgeführte Maßband etwas hinderlich...

Die zwischen dem 20. und 21. Tiefenmeter befindliche, 60cm messende Verengung und der darunter liegende Absatz ist wieder auf dem Bauch, Füße voran am Seil gut zu schaffen.

Am Grund der Kohlenrutsche fanden wir einen ziemlich großen Versturz von Gesteinsbrocken, eine weitere Befahrung ist hier nicht mehr möglich.
Am Grund fanden wir auch eine aufblasbare Alienfigur in quietschgrün, mit einem Plakat um den Hals:

DAS MODDERMONSTER WAR HIER

Gleichnamige Höhlengruppe aus Hamburg hat auf diese Art eine "Visitenkarte" hinterlassen.

Nach Unterlagen der Samtgemeinde Bad Grund war die Hübichsteiner Kohlenrutsche wie viele andere Höhlen auch gegen Ende des 2. Weltkriegs ein Munitionsversteck. Aufgrund der guten Kartografierung des Ibergmassivs wurden dann alle Höhlenräume der Umgebung nach 1945 von den Briten erforscht und ausgeräumt.

Leider dienten die Iberger Höhlen und alte Bergschächte immer wieder auch als Mülldeponie, es nicht slten, das man, am Grund einer Höhle/Schachts angekommen, dieverse Autoreifen, Benzinfässer oder noch Schlimmeres findet.

Es versteht sich von selbst, das alles, was dort aufgefunden wird, wieder mit zu Tage gefördert wird. Manchmal nicht ganz einfach, besonders bei so großen Sachen wie Reifen oder ganze Fahrräder, aber der Höhlenschutz ist sehr wichtig. Sind doch fast alle Höhlen ein Zuhause für seltene Tiere wie Insekten, Fledermäuse und andere Kleinsäuger.
 
Leider greift der Naturschutz inzwischen auf übertriebene Art und Weise um sich: immer mehr Höhlen, werden jetzt mit Gittern und Toren verschlossen.
Die zuständigen Landesämter argumentieren mit "Naturschutz".

Das ist schon zu spät, da die jetzt "geschützten" Höhlen schon längst durch die seit Jahrzehnten stattgefundene Besichtigung in ihrem natürlichem Gleichgewicht gestört sind.
Sicher, eine Fortschreitende Zerstörung muß aufgehalten werden, aber da sind andere Wege sicher sinnvoller als die typisch-bürokratische Verschlußmethode...

Selbst der Verband deutscher Höhlen-und Karstforscher ist inzwischen gegen derartige Maßnahmen.

Naturschutz geht auch anders.
Es ist sinnvoller, einige Höhlen, die ohnehin nicht mehr "lebendig" sind (und eine Höhle ist eigentlich ein lebendiger, empfindlicher Mikrokosmos), der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, damit werden die wirklich intakten Höhlen meiner Meinung nach besser geschützt.
Die Notwenigkeit, ein Schloß zu knacken um dann in ein Loch zu krabbeln ist nicht mehr gegeben.

Bestes Beispiel ist die Bärenhöhle im Itt bei Hannover, hier sind auch Gitter angebracht, aber mit einem Durchschlupf: wer sportlich genug ist und da durchpasst, wird auch in der Höhle klettertechnisch gut zurechtkommen.

Eine gute Lösung des Naturschutzamtes Hannover, so bleiben andere Höhlen unbehelligt und man kann trotzdem noch etwas erleben.

Ich halte diese ganze, paranoide Abschließerei auch eher für eine Haftungsfrage. Die Länder sind wohl eher dahingehend besorgt, nicht wirklich um den Erhalt des Lebensraum Höhle.
Grundsätzlich gilt sowieso für jeden Höhlenfahrer:

NIMM NICHTS MIT - 
LASS NICHTS LIEGEN-
SCHLAG´NICHTS TOT-
HINTERLASSE ALLES SO,
WIE DU ES VORGEFUNDEN HAST

...und sorge dafür, daß Du eine gute Haftpflicht-und Unfallversicherung hast!